„Vom Uranbergbau zurück zur Natur – Landschaftsgestaltung und Naturschutz im ehemaligen Wismutgebiet“
Auf dieser Exkursion besuchen wir das ehemalige Uranerzbergbaugebiet in Ostthüringen um Ronneburg. Die Region hat seit der Einstellung des aktiven Bergbaus (1990) bis heute durch die Sanierungstätigkeit der WISMUT einen vollständigen Imagewandel durchlaufen. Wo einst Bergbaualtlasten (Halden, Schlammteiche, Tagebaurestloch) das Landschaftsbild prägten, trifft der Besucher heute im wahrsten Sinne des Wortes auf „blühende Landschaften“. Besucher der dezentralen Objekte der EXPO 2000 (Hannover) und der Bundesgartenschau Gera und Ronneburg 2007 konnten sich davon bereits überzeugen.
Neben den allgemein durch die Medien bekannten Berichten und Fakten zu dieser Region, lernen Sie das ehemalige Bergbaugebiet auf der Exkursion aus der Sicht eines Ökologen kennen, der hier seit seiner Kindheit lebt und das Gebiet seit 1982 wissenschaftlich bearbeitet. Dementsprechend stehen „Landschaftsgestaltung“ und „Naturschutz“ im Mittelpunkt unserer Tour.
Optionen
Die Tour ist frei gestaltbar. Sie können aus folgenden Möglichkeiten Ihre Auswahl treffen:
- Besuch von Einzelobjekten, Dauer jeweils ca. 1 Stunde
- Wanderung auf größeren Abschnitten durch das ehemalige Bergbaugebiet, Dauer jeweils ca. 3-4 Stunden
- Kennenlernen des gesamten Bergbaugebietes, Ganztagstour (8 Stunden), nur mit Pkw oder Reisebus möglich
Weiterhin besteht die Möglichkeit die Tour auch nach folgenden thematischen Schwerpunkten zusammenzustellen:
- Ökologie der Bergbaufolgelandschaft im ehemaligen Ostthüringer Uranbergbaugebiet
(Flora, Fauna, Lebensräume) - Umsetzung naturschutzfachlicher Planungen in der Bergbaufolgelandschaft
- Vorstellung verschiedener Methoden der Haldenrekultivierung
- Effizienzkontrolle der Sanierungsmaßnahmen durch das Biomonitoring
Auf der Exkursion können folgende Standorte besucht werden:
Abflusslose Senken im Finkenbachtal
Als biotopgestaltende Maßnahme wurden am Finkenbach nordöstlich der Industriellen Absetzanlage Trünzig die abflusslosen Senken in Verbindung mit der Renaturierung des Finkenbaches angelegt. Hierbei handelt es sich um einen Biotopverbund, der neu geschaffene Standgewässer, ein renaturiertes Fließgewässer und landschaftsgliedernde Elemente, so z.B. Steinriegel großflächig miteinander verbindet.
Gauernhalde
Die Gauernhalde entstand zwischen 1954 und 1967 aus Abraummassen des Tagebaues Gauern. Die Berge stammen aus dem Mittleren Zechstein, Oberen Zechstein und Unteren Buntsandstein. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich diese Halde zu einem für Ostthüringen regional bedeutsamen Orchideenstandort entwickelt.
Erlebnisinsel Natur Rückersdorf
Die Erlebnisinsel Natur Rückersdorf wurde auf einer ca. 6 ha großen Fläche im Bereich des ehemaligen zentralen Sprengmittellagers der WISMUT angelegt und zur EXPO 2000 der Öffentlichkeit übergeben. Inzwischen hat sich dieses Gebiet auch durch weitere naturschutzfachliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zu einem der artenreichsten Standorte im ehemaligen Wismutgebiet entwickelt.
Aufstandsfläche der ehemaligen Absetzerhalde
Im Bereich des Kanigsberges unweit der Ortschaft Rußdorf trifft man auf die Aufstandsfläche der ehemaligen Absetzerhalde, die inzwischen vollständig abgetragen ist und in den Tagebau Lichtenberg eingelagert wurde. Bereits zur EXPO 2000 wurden hier die ersten Flächen mit Laub- und Nadelgehölzen aufgeforstet. Naturschutzfachlich besonders bedeutsam sind größere Rohbodenflächen in den Aufforstungen und auf natürliche Weise entstandene Kleingewässer über staunassen Böden.
Aufschüttkörper Tagebau Lichtenberg (Schmirchauer Höhe)
Durch die Verbringung zahlreicher Halden in den ehemaligen Tagebau Lichtenberg entstand aus dem ehemaligen Restloch ein Berg, dersogenannte Aufschüttkörper Lichtenberg mitder Schmirchauer Höhe (373 m üNN). Der Aufschüttkörper Tagebau Lichtenberg erfüllt bereits wichtige naturschutzfachliche Funktionen im Biotopverbund und ist Lebensraum für eine beachtliche Anzahl bestandsgefährdeter und/oder geschützter Tier- und Pflanzenarten. Die Vegetation stellt ein ausgewogenes Verhältnis von Waldgesellschaften und verbleibendem Offenland dar, was der Ansiedlung von verschiedenen Tierartengruppen dienlich ist.
Aufstandsfläche der ehemaligen Gessenhalde
Auf der Aufstandsfläche dieser ehemaligen Laugungshalde wurden auf ca. 28 ha Kompensationsmaßnahmen für den Ausbau der BAB 4 durchgeführt. Das Gessental ist ein kulturhistorisch bedeutsamer Landschaftsraum für die naturraumbezogene Erholung. Der in das Gessental integrierte Biotopkomplex trägt zum Fortbestand, zur langfristigen Sicherung und Wiederansiedlung von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten der offenen und halboffenen Landschaften bei.
Halde Stolzenberg
Die Halde Stolzenberg wurde im Rahmen der Wiederurbarmachung 1977 bis 1979 teilweise profiliert und mit Laub-Nadelwald-Mischbeständen aufgeforstet. Bemerkenswert sind hier u.a. die Vorkommen von ca. 250 Pilzarten und die seit 2010 festgestellten Vorkommen verschiedener Arten von Bartflechten.
Halde Beerwalde
Auf der als Landschaftsbauwerk gestalteten Halde Beerwalde sind die Begrünungsarbeiten inzwischen vollständig abgeschlossen. Die Halde Beerwalde stellt im Sprotte-Hügelland ein wichtiges Element im Biotopverbund dar. Ein Biotopverbund oder die Biotopvernetzung ist die Schaffung eines Netzes von (Einzel-) Biotopen, welches das Überleben bestimmter Arten sichert. Dies wurde mit der Sanierung der Halde Beerwalde nachweislich erreicht. In Deutschland sind Biotopverbund und Biotopvernetzung u.a. ein durch das Bundesnaturschutzgesetz angestrebtes Ziel.
Wismutfolgelandschaft Löbichau
Auf der ca. 31 ha großen ehemaligen Aufstandsfläche der Halde Drosen bleibt die Natur sich selbst überlassen. Durch Beweidung wird das gesamte Areal offen gehalten, so dass die wertvolle Offenfläche für zahlreiche gefährdete Tierarten zur Verfügung steht. Die Wismut-Folgelandschaft Löbichau zeichnet sich durch das Vorkommen, der in unserer stark kultivierten Landschaft selten gewordenen Trockenstandorte aus. Bemerkenswert sind u.a. die Vorkommen von Wachtel, Rebhuhn und Grauammer. Das Gebiet wird teilweise von Erosionsrinnen durchzogen und verfügt über einige temporäre Kleingewässer, in denen beträchtliche Individuenzahlen der seltenen Kreuzkröte vorkommen.
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